{"id":2916,"date":"2022-12-02T00:47:52","date_gmt":"2022-12-01T23:47:52","guid":{"rendered":"https:\/\/ernaehrung-heilen.de\/?p=2916"},"modified":"2022-12-02T00:47:54","modified_gmt":"2022-12-01T23:47:54","slug":"vom-mato-zum-obstgarten-unser-weg-mit-permakultur","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/varzeamilagrosa.com\/vom-mato-zum-obstgarten-unser-weg-mit-permakultur\/","title":{"rendered":"Vom Mato zum Obstgarten – unser Weg mit Permakultur"},"content":{"rendered":"
Am Anfang ist die Brombeerwildnis und der Stacheldraht, das Land ist w\u00fcst und wirr, dann will der Mensch Sch\u00f6pfer sein und die Landwirtschaft der Zukunft erschaffen \u2026 ein kritischer Blick auf <\/b>unseren Weg mit der <\/b>Permakultur.<\/b><\/p>\nFoz das Caveiras \u2013 das Land lesen<\/h4>\n
Um sinnvoll mit Permakultur starten zu k\u00f6nnen, muss man zun\u00e4chst das \u00bbLand lesen\u00ab. Unsere Herdade \u00bbFoz das Caveiras\u00ab besteht im S\u00fcdosten aus einer langen H\u00fcgelkette mit steilen S\u00fcdh\u00e4ngen. Zusammen mit den Nachbargrundst\u00fccken bilden sie ein Tal. Die H\u00e4nge wurden im letzten Jahrhundert noch als Montada genutzt. Eine Montada ist eine Weide mit lockerem Baumbestand. Im Baixo Alentejo sind es zumeist Korkeichen. Heute gibt es hier nur noch den Mato und die wenigen B\u00e4ume stecken bis zum Hals im Totholz-Filz der Lackzistrosen.<\/p>\n
Entlang des Flusses gab es Felder und einen Obstgarten. Der alte Obstgarten wurde aufgegeben und ist unter den Brombeeren erstickt. Dabei ist diese \u00bbHorta velha\u00ab einer der fruchtbarsten Bereiche der Herdade. Die mageren Felder wurden hingegen zu ebenso mageren Weiden. Vor etwa 15 Jahren hat der Vorbesitzer dort das Oliven-Projekt<\/a> <\/strong>begonnen. Sicherlich hat er ebenso viel Elan gehabt wie wir. Doch auch dieses Projekt ist nach und nach aufgegeben worden.<\/p>\n In der Geschichte unserer Herdade spiegelt sich das Abwirtschaften des Landes (Degradation) durch die Landwirtschaft und damit der Niedergang der Landwirtschaft insgesamt. Mehr \u00fcber die menschliche Seite dieses Niedergangs lesen Sie unter Pereiras-Gare – Leben im Nirgendwo des Alentejo<\/a><\/strong>. [Link]<\/p>\n Und nun sind wir dran, mit \u00d6kolandbau, Desertfarming und anderen Weltverbesserungs-Ideen eine \u00bbLandwirtschaft der Zukunft\u00ab zu gestalten. Kann das gelingen? Die Zweifel sind nur zu berechtigt. Denn leider ist die \u00bbalternative Landwirtschaft\u00ab ein hybrides Wesen aus Weltanschauungen und industriellen Narrativen der letzten 150 Jahre; ma\u00dfgeblich kreiert von Leuten, die nicht vom Landbau gelebt haben, sondern von der Verbreitung ihrer Ideen. Zwar sind wir beide schon lange genug auf der Erde, um nicht all den Heile-Welt-Geschichten nachzulaufen. Doch sind auch die Fachinformationen mit diesem Weltverbesserungsbrei vermengt. So bleiben wir oft auf unser eigenes Erkennen zur\u00fcckgeworfen.<\/p>\n Eines der grundlegenden gr\u00fcnen Narrative ist, dass unbearbeitetes Land wieder zu Natur wird. Es soll sich quasi von selbst heilen. Dazu wird jedes noch so k\u00fcmmerliche Gr\u00fcn als Natur bejubelt. Sollte man also \u00fcberhaupt Gel\u00e4nde rekultivieren?<\/p>\n Unser Land ist so trocken, dass Abgestorbenes nicht verrottet, solange es steht. Es h\u00e4uft sich \u00fcber die Jahre an. Und wo nichts vergeht, entsteht auch kein n\u00e4hrender Mulch. \u00dcberall tritt entsprechend der sonnengebackene Lehm zutage. Eine Humusschicht gibt es nicht.<\/p>\n Nur Pionierpflanzen wie die Lackzistrose, die Wilde Artischocke oder Brombeeren kommen damit zurecht. Und wir sch\u00e4tzen diese Pflanzen f\u00fcr diese besonderen F\u00e4higkeiten. Doch l\u00e4ngst sollten sie den Boden bereitet haben f\u00fcr Folgepflanzen. L\u00e4ngst sollten an ihre Stelle B\u00e4ume getreten sein und weit gr\u00f6\u00dferen Lebensgemeinschaften Raum gegeben haben. Doch ganz im Gegenteil, das Land degradiert weiter. Selbst die alten Korkeichen k\u00f6nnen sich kaum noch behaupten.<\/p>\n Auch wir geben uns gerne romantischen Naturbetrachtungen hin. Doch wenn wir diese Romantik-Brille abnehmen, ist es nicht zu \u00fcbersehen, dass dieses Land arten\u00e4rmer wird usw. Mit den Pflanzen verschwinden auch die Tiere. Selbst nach Jahrzehnten ohne Mensch ist das Land keineswegs auf einem guten Weg, weil der Kreislauf des Werdens und Vergehens unterbrochen ist.<\/p>\n Und weil es inzwischen auf vielen Gel\u00e4nden so aussieht, brennt es Jahr f\u00fcr Jahr im Alentejo<\/a><\/strong>. Hitze und Trockenheit der letzten Jahre fachen diese Dynamik zus\u00e4tzlich an. Mit der Rekultivierung bringen wir die Stoffkreisl\u00e4ufe wieder in Gang. Doch um das tun zu k\u00f6nnen, muss uns das Land schlie\u00dflich auch ern\u00e4hren. Unsere Produkte schaffen also die Grundlage, auf der sich hier wieder artenreiche Biotope entwickeln k\u00f6nnen \u2026 Biotope mit Mensch.<\/p>\n Welch ein ketzerischer Gedanke \u2013 braucht das Land am Ende doch auch den Menschen? Dass solche Arvoribiome funktionieren, daf\u00fcr gibt es \u00fcberall auf der Welt Beispiele. Jeoff Lawton berichtet zum Beispiel von einem 2000 Jahre alten Agroforst in Marokko<\/strong><\/a>.<\/p>\n Der erste Schritt zur Rekultivierung ist stets die Planung und die Freilegung des Gel\u00e4ndes. Beides geht nur zusammen, da so manches Detail erst bei der Freilegung sichtbar wird. Freilich lag man uns in den Ohren, dass man das alles doch ganz einfach mit dem Bagger machen k\u00f6nne.<\/p>\n Das Ergebnis hat uns eines Besseren belehrt. Am Ende war das Totholz mit Brombeeren und Erde aufgeh\u00e4uft oder im Boden verw\u00fchlt. Diese Gemengelage bewirkt vor allem eins \u2013 besch\u00e4digte Maschinen und reichlich extra Arbeit. So sind wir wieder zur Freilegung von Hand zur\u00fcckgekehrt. So haben wir am Ende Holz, Biomasse, Steine etc. verwertbar getrennt und wertvoller Pflanzenbestand l\u00e4sst sich besser bewahren.<\/p>\n Der \u00fcbelste Teil der Rekultivierung ist der R\u00fcckbau der alten Stacheldrahtz\u00e4une. Urspr\u00fcnglich dienten sie wohl als Weidez\u00e4une. Aber mit dem M\u00fcllbewusstsein in Portugal<\/a><\/strong> ist das so eine Sache. So bestehen diese Z\u00e4une heute aus Totholz, Unrat und B\u00fcschen, durchflochten von Brombeerranken und Stacheldraht. Das kann man selbst mit Mulchger\u00e4ten kaum noch pflegen. Und so sind die Z\u00e4une zu m\u00e4chtigen Brombeer-Stacheldraht-Dickichten angewachsen, die nun endlich weichen m\u00fcssen.<\/p>\n Man steht also zun\u00e4chst stundenlang mit dem Freischneider vor der gr\u00fcnen Barriere. Meter f\u00fcr Meter sch\u00e4lt man den eigentlichen Zaun aus dem Brombeermantel. Immer wieder wickeln sich Drahtreste um den Schneidkopf, die man erst sieht, wenn man sich schon darin verfangen hat.<\/p>\n Dann m\u00fcssen die Zaunreste aus den Brombeerresten hervorgezogen werden. Oft finden sich noch \u00e4ltere Z\u00e4une unter den jetzigen. Und nat\u00fcrlich gibt es auch hier noch mehr Zivilisationsreste aufzur\u00e4umen. Stellenweise ist das so, als w\u00fcrde man ein Schlachtfeld r\u00e4umen. Und nat\u00fcrlich ist man trotz Schutzausr\u00fcstung immer irgendwo zerkratzt von diesem \u00bbBrombeer-Nahkampf\u00ab.<\/p>\n Der zweite gro\u00dfe Schritt der Rekultivierung ist die Vorbereitung der Fl\u00e4che f\u00fcr die Neupflanzung. Ausmessen, abstecken, Gel\u00e4nde formieren, Arbeitswege anlegen, Leitungen verlegen usw. Das ist die gro\u00dfe Stunde der Maschinen.<\/p>\n Sobald das Gel\u00e4nde die entsprechende Form hat, muss der Boden vorbereitet werden. Verdichtungen beseitigen, Agrokohle ausbringen, Gr\u00fcnd\u00fcngung ans\u00e4en, \u2026 ein arbeitsintensiver Prozess, an dessen Ende schlie\u00dflich das pflanzbereite Areal steht.<\/p>\n Auch die Schattenb\u00e4ume werden ausgesucht. Nicht nur uns selbst tut der Schatten der B\u00e4ume gut in der Mittagshitze. Auch die Obstb\u00e4ume werden davon profitieren, wenn hohe B\u00e4ume einen luftigen Schirm \u00fcber sie ausbreiten. Wie wir bereits gesehen haben, geht es Zitrusb\u00e4umen im Schatten anderer B\u00e4ume deutlich besser als in klassischen Pflanzungen. Daneben werden diese Schattenb\u00e4ume nat\u00fcrlich all die anderen Vorteile eines Agroforstsystems mitbringen.<\/p>\n Wir sind bem\u00fcht, die wenigen vorhandenen B\u00e4ume m\u00f6glichst zu erhalten. Doch brauchen wir am Ende auch Pflanzungen, die wirtschaftlich zu bearbeiten sind. So gehen wir auch mit gewissem Pragmatismus zu Werke. Es m\u00fcssen ohnehin viele neue Schattenb\u00e4ume gepflanzt werden.<\/p>\n Die Idee von \u00bbSwales\u00ab haben wir fallen gelassen. Diese Regensammelrinnen sind ja ein \u00bbheiliger Gral\u00ab der Permakultur. Und sie sind sicher hilfreich, um den Regen in den Boden zu bringen auf leicht absch\u00fcssigem Gel\u00e4nde. Doch wegen der steilen H\u00e4nge werden die Swales hier als tiefe Rinnen gebaut.<\/p>\n Selbst mit einem Weinbautraktor ist nicht in einen solchen Hang zu kommen. Pflegen und Ernten bedeutet also, dass alles zu Fu\u00df gemacht werden muss. In diesen Rinnen am Hang entlang zu steigen ist beschwerlicher als in einem Kartoffelacker zu gehen. Und nat\u00fcrlich m\u00fcssen dann die vollen Obstkisten bis ans Ende der Pflanzungen geschafft werden, denn Fahrgassen sehen diese Permakultur-Designs nicht vor. Das Ganze den vollen Tag lang. Auch die Gr\u00fcnpflege kann nur von Hand gemacht werden. Das ist nicht bio-romantisch, das ist eine krankmachende Plackerei. Deshalb m\u00fcssen die Fl\u00e4chen eben auch maschinengerecht geplant werden und das Wassermanagement anders erfolgen. Wie gesagt, wir brauchen Fl\u00e4chen, die wir auch mit gewisser Effizienz bewirtschaften k\u00f6nnen.<\/p>\n Zur Zeit haben wir drei Areale in Arbeit. Erst im kommenden Jahr werden wir hier auch zur letzten Phase der Rekultivierung kommen \u2013 dem Pflanzen. Dabei wird die Anlage von Schutzhecken, Begleitpflanzungen und Schattenb\u00e4umen letztlich mehr Aufwand sein als die Fruchtb\u00e4ume selbst. Doch sollen hier m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige Systeme aus B\u00e4umen und Begleitpflanzen entstehen.<\/p>\n Mit der Auswahl der Fruchtb\u00e4ume haben wir uns bereits das Kopfsch\u00fctteln eingehandelt von den \u00f6rtlichen \u00bbExperten\u00ab. Unsere B\u00e4ume werden voraussichtlich erst gegen Ende des Jahrzehnts Fr\u00fcchte tragen. Daf\u00fcr werden sie uns vermutlich \u00fcberleben. Wer also B\u00e4ume pflanzt, denkt in Jahrzehnten.<\/p>\n Was gestern noch ein Erfolgsrezept war, wird dann l\u00e4ngst nicht mehr funktionieren. Die wirtschaftlichen Umw\u00e4lzungen, die wir gerade erleben, werden die Nahrungsmittelm\u00e4rkte auf den Kopf stellen. Und am Ende werden die Klimaver\u00e4nderungen das Ende der modernen Landwirtschaft besiegeln. So wird das Klima noch deutlich trockener und das jetzt \u00fcbliche Bew\u00e4ssern wird an ein Ende kommen. Klassische Obstpflanzungen werden k\u00fcnftig nicht mehr m\u00f6glich sein. Nur Pflanzen, die monatelang ohne Regen auskommen, werden dann noch Ernten bringen.<\/p>\n Somit sind wir darauf angewiesen, uns mit unseren B\u00e4umen ein Arvoribiom zu erschaffen \u2013 eine Mensch-Baum-Lebensgemeinschaft zu begr\u00fcnden. Das ist so neu gar nicht. So berichtet Jeoff Lawton (Pionier der Permakulturbewegung) \u00fcber ein solches seit 2000 Jahren funktionierendes Arvoribiom in Marokko<\/strong><\/a>.<\/strong><\/p>\n Eine Sonderstellung nehmen in diesem System die Feigenkakteen – auch Opuntien genannt – ein. Feigenkakteen sind Pionierpflanzen, die mit rohen B\u00f6den und monatelanger Trockenheit bestens zurecht kommen. In unseren Pflanzungen sind sie deshalb wichtige Unterst\u00fctzungspflanzen, die Biomasse liefern f\u00fcr die Mulchschicht. Doch die Opuntien k\u00f6nnen noch viel mehr, was sie zu absoluten Zukunftspflanzen<\/a><\/strong> macht. Mehr dar\u00fcber, warum wir von diesen Stachelgesellen begeistert sind, lesen Sie in K\u00fcrze einem eigenen Beitrag.<\/p>\n Zu einem eigenen Weg geh\u00f6rt ein gro\u00dfes Ma\u00df an Selbsttreue. Der Baum wiegt sich im Wind, doch bleibt er an seinem Platz. Nicht jeden \u00d6kotrend mitmachen, nicht jeder German Angst nachlaufen, nicht alles ach so Wissenschaftliche glauben. Schlie\u00dflich den Mut haben, auch an den eigenen Wurzeln zu r\u00fctteln und sich selbst neu zu pflanzen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Vom Mato zum Obstgarten – unser Weg mit Permakultur Am Anfang ist die Brombeerwildnis und der Stacheldraht, das Land ist w\u00fcst und wirr, dann will der Mensch Sch\u00f6pfer sein und die Landwirtschaft der Zukunft erschaffen \u2026 ein kritischer Blick auf unseren Weg mit der Permakultur. 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Natur oder Kultur?<\/h4>\n
Permakultur ohne Romantik-Brille<\/h4>\n
Gel\u00e4nde freilegen \u2013 \u00bbLimpeza especial\u00ab<\/h4>\n
Die alten Weidez\u00e4une<\/h4>\n
Terraforming<\/h4>\n
Keine Swales<\/h4>\n
Mit Yuzus, Pomeranzen und Jujube die Zukunft pflanzen<\/h4>\n
Zukunftspflanze Feigenkaktus<\/h4>\n
Ein Baum bleibt an seinem Platz<\/h4>\n